„Aufstehen, Straßenbahn, Büro, Essen, Arbeit, Essen, Schlafen, Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag, immer derselbe Rhythmus - das ist sehr lange ein bequemer Weg. Eines Tages aber steht das Warum da, und mit diesem Überdruss, in dem sich Erstaunen mischt, fängt alles an.“ In der Tat: der Alltag kann sehr monoton sein, jeden Tag derselbe Rhythmus ... Irgendwann fragt man sich: soll das immer so weitergehen? Vielleicht hat man sogar das Gefühl, in einem Käfig eingesperrt zu sein, aus dem am liebsten ausbrechen, sich selbst befreien möchte. Aber wie? Schließlich braucht man Geld zum Leben, man braucht einen Job, der es ermöglicht, Rechnungen zu bezahlen und sich etwas leisten zu können, auch wenn man nicht immer besonders große Sprünge machen kann und das Geld eigentlich für Später sparen sollte. Stichwort: Altersarmut, über die in letzter Zeit so oft die Rede ist. Reportagen, Berichte in diversen Medien können einem schon Angst machen. Weil man eben ahnt, dass man sich auf nichts mehr verlassen kann. Alles ändert sich laufend, nichts hat Bestand, es wird verlangt, dass man immer flexibler wird und das möglichst auch noch über 60. Ängste werden geschürt, die Unzufriedenheit wächst. Die Wut auch. Wenn Menschen immer mehr unter Druck geraten, wenn die mögliche Altersarmut ständig in aller Munde ist, bekommen sie es mit der Angst zu tun. Sie haben Zukunftsängste, sie schlafen schlecht, sind übermüdet, viele irgendwann ausgebrannt (denn sie müssen nun noch mehr, noch härter arbeiten um eine mögliche Altersarmut zu vermeiden), sie werden aggressiver, nervöser unkonzentrierter; und schon haben sie keine große Freude mehr am Leben. Sie reagieren mit Wut auf den aufgestauten Druck, sie brauchen ein Ventil. Sie sind wütend, sei es auf ihre Mitmenschen, Nachbarn, Kollegen, auf die Politiker oder eben auf die Flüchtlinge.
Der Staat tut sich keinen Gefallen, wenn er seine Prognosen bezüglich der Armut, die, wie es heißt, so gut wie jeden im Rentenalter treffen könnte, immer wieder betont, denn so wird die Wut immer stärker, immer größer, die Anzahl der Wütenden wächst beständig. Die globalen Krisen, über die auch täglich berichtet wird, kommen noch hinzu. Das Ergebnis: noch mehr Angst, noch größere Unsicherheit, was die Zukunft betrifft. Die Menschen möchten mehr Freude am Leben haben, aber sie fragen sich auch: was ist wichtiger, eine Arbeit zu haben und Geld damit zu verdienen, auch wenn man die Tätigkeit eigentlich hasst, dafür sich aber relativ sicher fühlen kann, oder etwas zu tun, was einem Freude macht, seiner Sehnsucht zu folgen, seine Träume zu leben? Ja, die Sicherheit wird wohl wichtiger sein, obwohl auch dies bloß eine Illusion ist. Sichere Arbeitsplätze gibt es schon lange nicht mehr, und niemand bekommt es zugesichert, dass wenn er eine Arbeit bekommt, diese im gleichen Unternehmen bis zum Rentenalter auch behalten kann. Unmut macht sich breit, Frust und Überdruss wegen der Unsicherheit werden größer. Und über all dem schweben die Zukunftsängste wie ein Damoklesschwert, Tag und Nacht. Es ist kein schönes Gefühl und ehrlich gesagt, wundert es mich nicht besonders, dass so viele Menschen heutzutage an Depression leiden (müssen), oder ernsthaft krank werden, weil es ihnen täglich auf verschiedenen Kanälen suggeriert wird, sich wegen der Zukunft immer mehr Sorgen zu machen. von Nelly Weitere Zitat-Designs von Nelly ansehen Kommentare sind geschlossen.
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Januar 2018
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